Veranstaltung im Thüringer Landtag: Inklusive Schule ist ein Menschenrecht
Die LIGA Selbstvertretung Thüringen lud am 21. März von 15:00 bis 17:00 Uhr zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Inklusive Schule – Miteinander ins Gespräch kommen für ein reformiertes Thüringer Schulgesetz“ in den Landtag Thüringen, Jürgen Fuchs-Straße 1, 99096 Erfurt, 1.01 ein. „Inklusive Schule ist ein Menschenrecht. Artikel 24 der UN Behindertenrechtskonvention weist ausdrücklich darauf hin. Trotzdem gibt es in Thüringen Bestrebungen, das Förderschulsystem weiter auszubauen. Und das macht nicht einmal für die Wirtschaft Sinn“, erklärte Andrea Grassow, stellvertretende Geschäftsleiterin der LIGA Selbstvertretung Thüringen.
Die LIGA Selbstvertretung Thüringen weist darauf hin, dass laut einer kleinen Anfrage an das Thüringer Bildungsministerium 66 Prozent der Absolventen und Abgänger von Förderschulen im Schuljahr 2021/2022 keinen Abschluss haben. Im Vorjahr betrug die Quote sogar 68 Prozent. „Das kann sich Thüringen nicht leisten, auf so viele zukünftige Arbeitskräfte zu verzichten! Gemeinsam lernen und auf dem Schulhof spielen, bei Bedarf begleitete und förderpädagogisch ausgerichtete Lerngruppen direkt in der Schule sind“, so die stellvertretende Geschäftsleiterin der LIGA Selbstvertretung, Andrea Grassow, „wertvolle Möglichkeiten, um von Anfang an gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Diese Chance darf man nicht verschenken.“
Was sich auch später positiv auf alle Kinder auswirke: Mehrere internationale und nationale empirische Studien zeigen den deutlichen Leistungsvorsprung von zu fördernden Schüler*innen in einem gemeinsamen Lernsetting. „Natürlich müssen die Rahmenbedingungen stimmen“, so Grassow, die selber Pädagogin ist. „Digitale Medien und eine gute Technikausstattung für jeden Schüler müssen ein selbstverständlicher Teil des Unterrichtskonzeptes werden. Und das darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein. Neben der Technik gehört auch das Internet zu Hause zu den Grundvoraussetzungen, um digital zu lernen. Eine gute Chance, die Barrierefreiheit zu erhöhen.“ Aktuell fand in Thüringen die mündliche und schriftliche Anhörung zu den Gesetzentwürfen der Fraktionen zum Thema statt.
„Unsere Landesarbeitsgemeinschaft inklusive Bildung hat an der schriftlichen Stellungnahme zur Anhörung mitgewirkt. Hier konnten die betroffenen Eltern ihre Vorschläge und Forderungen für eine inklusive Schule einbringen, damit ihre Kinder auch gleichberechtigt am Unterricht teilnehmen können. Leider wird immer nur einseitig in die Richtung der Eltern geschaut, die als einzige Alternative die Förderschule kennen. Jedoch wird es endlich Zeit, dass eine inklusive Alternative flächendeckend für unsere Kinder umgesetzt wird. Gut lernen und fördern, ohne auszugrenzen, muss die Devise sein. Gute Beispiele gibt es ja schon, so zum Beispiel die Gemeinschaftsschule am Roten Berg in Erfurt. Hier hat sich die Schulleitung entschieden, die Deutsche Gebärdensprache als zweite Fremdsprache im Unterricht umzusetzen. Hier lernen gemeinsam hörende und nicht hörende Kinder. Und das Konzept läuft erfolgreich“, betonte Andrea Grassow. „Das wünschen wir uns flächendeckend in Thüringen. Statt zu komplizierter Entscheidungswege und unterschiedlicher Zuständigkeiten, benötigen wir eine starke und eigenverantwortliche Schule. Und inklusive Schule fängt schon bei der Lehrer-Ausbildung an. Da könnten wir in einem Land der Reformpädagogik ganz locker Spitzenreiter sein!“
Letztendlich müssen nach Ansicht der LIGA Selbstvertretung Thüringen alle miteinander sprechen. Aus diesem Grund veranstaltet die LIGA mit den bildungs- und sozialpolitischen Sprechern der Parteien in Thüringen, der Landeseltern- und Landesschülervertretung und ganz vielen betroffenen Eltern die Podiumsdiskussion am 21. März. „Dazu laden wir gerne auch überregional ein. Denn die Probleme der Umsetzung einer inklusiven Beschulung zeigen sich nicht nur in Thüringen, sondern in so ziemlich allen Bundesländern in Deutschland.