Gute und verständliche Informationen zum Budget für Arbeit sind sehr wichtig. Es braucht aber auch eine gute Unterstützung auf dem Weg aus der Werkstatt für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Darin waren sich die Mitwirkenden am 2. Treffen des „Netzwerk behinderter Menschen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt statt in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten (wollen)“, das am 14. Juni 2024 online stattfand. Bei dem zweistündigen Austausch wurden viele Fragen zum Budget für Arbeit gestellt und beantwortet, aber auch viele Erfahrungen von denjenigen eingebracht, die bereits mit Unterstützung des Budget für Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht haben. Hier hat sich ein Erfahrungsschatz gebildet, der darauf wartet, von den Verantwortlichen zur Kenntnis genommen zu werden, so eine Forderung, die aus dem Treffen heraus entstanden ist.
Vor allem die Tatsache, dass behinderte Menschen oft allein damit gelassen werden, einen Arbeitgeber zu finden, der bereit ist, sie einzustellen, bzw. ihnen ein Erprobungsprakikum anzubietet, ist eine zentrale Hürde. Denn wenn ein Arbeitsvertrag vorliegt, erst dann kann ein Budget für Arbeit beantragt werden. Hierbei sind die Betroffenen bisher meist auf die Werkstatt für behinderte Menschen angewiesen, die zum Teil ganz unterschiedlich agieren: Von der Unterstüzung der Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, bis zur Entmutigung von behinderten Menschen, die den Wunsch äussern, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten. Hier bedarf es einer personenzentrierten Unterstützung, die sich nach den Wünschen der behinderten Menschen richten.
Ein anderes Problem ist, dass Nutzer*innen des Budget für Arbeit nicht von der Arbeitslosenversicherung erfasst werden. Das bedeutet, dass ihnen oftmals nur der Weg zurück in die Werkstatt bleibt, wenn eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beendet wird. Und so gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Hürden, die deutlich werden, je tiefer man in die Materie einsteigt. Dass das Budget für Arbeit aber eine große Chance ist, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt mit einer fairen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu arbeiten, das wurde immer wieder von den Netzwerkmitgliedern betont. Vor allem im Bereich der Renteneinzahlung gibt es noch erhebliche Probleme, so dass Benachteiligungen hier dringend aufgehoben werden müssen.
Dass die einzelnen Netzwerkmitglieder bereit sind, ihre Erfahrungen weiter zu geben und bei Veranstaltungen einzubringen, dass wurde immer wieder geäußert. Denn sie wollen auch andere behinderte Menschen unterstützen, für sie den richtigen Weg zur Beschäftigung zu finden. Nancy Frind, die im Rahmen eines Budget für Arbeit bei der LIGA Selbstvertretung in Thüringen arbeitet, hat bereits die Chance genutzt und ihre Erfahrungen bei einer Tagung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland, der Schweiz und in Österreich an der Universität Kassel eingebracht. In Form eines Interviews schilderte sie ihren Weg aus der Werkstatt und was das Budget für Arbeit für sie bedeutet. Interessant bei ihr ist, dass sie eine sehr gute Unterstüzung durch das Sozialamt bekommen hat, um den Weg auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu gehen. Dies wünscht sie sich auch für andere behinderte Menschen, denn wenn die Werkstatt nicht unterstützen will, stehen behinderte Menschen fast chancenlos da.
Diejenigen behinderten Menschen, die bereits eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt statt in einer Werkstatt für behinderte Menschen gefunden haben oder eine solche anstreben, können sich per E-Mail unter kontakt@budget-kompetenz.de bei der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) melden und in den Netzwerkverteiler eintragen lassen. Infos gibt’s auch unter der Telefonnummer 030 – 4057 3685 bei der ISL, die die Netzwerktreffen im Rahmen ihres Projekts „Budgetkompetenz – Initiative zum Budget für Arbeit und Ausbildung“ koordiniert und unterstützt. Die Infos zum nächsten Treffen nach den Sommerferien des Netzwerk werden dann entsprechend verschickt.
Artikel von Ottmar Miles-Paul, Kobinet